Anwendung und Therapie

Beckenbodentraining

Die Anwendungsbereiche für ein Beckenbodentraining sind sehr vielseitig und betreffen bei Frauen wie Männern die unterschiedlichsten Körperregionen und Organe. Um zu erkennen, wie Beckenbodentraining zum Erfolg führen kann, bedarf es eines speziellen Wissens über den Aufbau der Beckenorgane und deren Zusammenspiel.

Die primären Anwendungsbereiche sind:

 

Inkontinenz

„Kontinenz ist die Fähigkeit, Zeitpunkt und Ort für die Entleerung von Blase und Darm selbst zu bestimmen.“ (Renate Tanzberger, Das Tanzberger Konzept, Basis Kurs I, 2008)

Sollte dies nicht immer möglich sein, spricht man von Inkontinenz.

Erste Vorzeichen können sein, wenn beim Husten, Niesen, Lachen, Heben und Tragen (Sport) Urin, Stuhl oder Luft entweicht. Ursache hierfür ist meist ein geschwächter Beckenboden, auch in Verbindung mit Senkungen.

Senkungen

Im Becken können sich die Blase, Gebärmutter, Scheidenwände und Darm senken, auch Hämorrhoiden gehören dazu. Durch die Senkung verliert das entsprechende Organ häufig einen Teil seiner Funktion. Mit dem richtigen Training und entsprechenden Verhaltensweisen können die Organe in die ursprüngliche Position zurückgebracht werden und ihre Funktion wieder vollständig erfüllen.

Überaktive Blase/Reizblase

Bei schwer unterdrückbarem, starkem Harndrang mit häufigem Wasserlassen bei kleinen Urinportionen sprechen wir von einer Drangsymptomatik. Kommt es zu unwillkürlichem Urinverlust, sprechen wir von Dranginkontinenz.

Drangsymptomatik und Dranginkontinenz können zu einer wesentlichen Einschränkung der Lebensqualität führen.

Eine gezielte und individuelle Beckenbodentherapie führt hier zu einer wesentlichen Verbesserung.

In jedem Fall lässt sich die Lebensqualität wieder signifikant steigern.

Blasenentzündungen

Wiederkehrende Blasenentzündungen sind häufig Anzeichen einer Fehlspannung der Beckenbodenmuskulatur und lassen sich durch ein gezieltes Beckenbodentraining regulieren.

Schwangerschaft

Schwangeren Frauen empfehle ich spätestens in der 26. Schwangerschaftswoche mit Beckenbodentraining zu beginnen. Ebenso dient Beckenbodentraining als Vorbereitung für die nächste Schwangerschaft, oder nach der Rückbildung, wenn diese nicht zufriedenstellend abgeschlossen wurde.

Treten in der Schwangerschaft Kreuzschmerzen, Ischias-, Steiß- und Symphysenbeschwerden auf, behandle ich Euch als Physiotherapeutin mit Schwerpunkt Gynäkologie in der Einzeltherapie. Nach der Geburt sorge ich mit wenigen Handgriffen dafür, dass Rectusdiastasen, also Lücken zwischen den Bauchmuskeln, so schnell wie möglich geschlossen werden.

Sexualfunktionen

Für das Erleben einer lustvollen Sexualität braucht es eine gut funktionierende Beckenbodenmuskulatur mit der Fähigkeit an- und entspannen zu können. Je besser die Muskelgruppen trainiert sind, desto intensiver wird der Orgasmus erlebt. Das betrifft Frauen wie Männer gleichermaßen.

Erektionsstörungen, vorzeitiger Samenerguss und Orgasmusschwierigkeiten können durch Beckenbodentraining sehr gut in den Griff bekommen werden.

Treten nach Verletzungen, Operationen oder Geburten Störungen am und im Becken auf, führen diese oft zu Einschränkungen in der Sexualität und bedürfen der Beckenbodentherapie.

Ein umfangreiches und fundiertes Wissen des Therapeuten ist hier besonders wichtig.

Prostataprophylaxe

Die Prostata hat nach der Pubertät eine zweite Wachstumsphase, die häufig auch als die „Wechseljahre des Mannes“ bezeichnet wird. In vielen Fällen engt die Prostata durch dieses Wachstum die Harnröhre ein. Durch ein gezieltes Beckenbodentraining kann zum Teil schon prophylaktisch einem übermäßigen Wachstum entgegengewirkt werden.

Operationen an der Prostata

Studien belegen, dass es sinnvoll ist, schon vor einer Prostataoperation mit Wahrnehmungsübungen für den Beckenboden zu beginnen. Eine vorübergehende Inkontinenz oder Drangsymptomatik nach der Operation wird damit nicht zu einem dauerhaften Problem.

Darüber hinaus wird schon durch die vorbereitenden Übungen die Wundheilung unterstützt, und durch Aufklärung können Fehler in der Wundheilungsphase vermieden werden.

Operationen im Unterleib der Frau

Je nach Art der Operation (zum Beispiel Raffung, Band- oder Netzeinlage, Entfernung der Gebärmutter) sollte in angemessenem Abstand ein Beckenbodentraining erfolgen. Die Operation verbessert die Situation oder Organlage, aber nicht die muskuläre Situation und den Gewebetonus. Je direkter der Beckenboden auf Alltagssituationen reagieren kann, desto besser unterstützt er die Organe und sichert somit das Operationsergebnis.

Wenn bereits vor einem operativen Eingriff mit Beckenbodentraining begonnen wird, fördert das die Wahrnehmung und hilft nach der Operation Spannungen und Schmerzen leichter zu lösen, Fehler zu vermeiden und das Risiko von Komplikationen zu vermindern.

Psyche

Nach der Chakrenlehre sitzt das Energie und Gefühlszentrum des Menschen knapp unter dem Bauchnabel. Beim Beckenbodentraining wird diese Zone aktiviert. Dadurch können sich Gefühlsblockaden lösen und das Energiezentrum kann wie eine sprudelnde Quelle aktiviert werden.

 

Darüber hinaus steht der Beckenboden im Zusammenhang mit vielen anderen Systemen im Körper.

Die hauptsächlichen Synergien des Beckenbodens zu anderen Körperregionen und ihre Problematiken sind:

Zwerchfell mit Atmung, Stimme und Sprechen

Zungenboden mit Zähneknirschen und Kieferknacken

Bauch und Rückenmuskulatur mit Haltung und Aufrichtung

Beinmuskulatur mit Hüftarthrose und Ischiasproblemen

Fußmuskulatur mit Gangstörungen, Fehlstellungen und Schmerzen

Knie mit Fehlstellungen und Knieschmerzen

Nacken mit Nackenverspannungen, Kopfschmerzen und Tinitus

Deshalb geht mein Beckenbodenkonzept weit über das isolierte Training einzelner Muskeln hinaus und ich betrachte den Teilnehmer/in und Patienten/in Individuell und Ganzheitlich.